von Mirko Welsch, Generalsekretär der BDP
Die Gesellschaft verändert sich. Frauen haben längst die berühmten drei K´s (Kirche, Küche, Kinder) der 50er und 60er Jahre hinter sich gelassen und übernehmen zunehmend Führungspositionen in der Wirtschaft, in der Politik und in Verbänden. Seit kurzer Zeit gibt es in Bayern sogar die erste Vorsitzende eines Trachtenvereins.
Dies alles wird zunehmend normal für unsere Gesellschaft. Und das ist natürlich auch gut so. Denn Deutschland wird statistisch gesehen älter und wenn man sich die Lohnentwicklung der letzten Jahre im Vergleich zu den Nachbarländern anschaut, erkennt man wie wichtig das “zweite Einkommen” inzwischen für Familien wird
Aber damit Familien entstehen müssen erst einmal Mann und Frau zueinander finden. Und genau hier wächst zunehmend aufgrund der Entwicklung ein gravierendes gesellschaftliches Problem heran. Denn auch wenn “Frau ihren Mann” im beruflichen Leben steht so sucht sie noch immer nach einem “Ernährer” für sich und ihre künftige Familie. Gerade die Karrierefrau von 35 bis 41, die noch ein Kind bekommen wollen, verfallen sehr stark in dieses Muster. Laut einer Studie, die in der FAZ-Sonntagszeitung vom 14.10.2010 beschrieben wurde, schauen Frauen immer noch nach gleichwertig oder eher besser gestellten Männern statt flexibler zu schauen wer persönlich passt.
Dabei muss man sich gerade im Sinne der Emanzipation und im Sinne der Gleichberechtigung fragen warum es in dem Punkt die Frauen-bewegung nicht geschafft hat ein Umdenken zu erreichen. Schließlich erwarten Frauen zurecht inzwischen, dass Männer im Haushalt mit zur Hand gehen, dass sie gleiche Löhne bekommen. Auf der anderen Seite aber sehnt sich ein Großteil derer doch nach einem starken Mann. Einem Macho. Beides aber geht nicht. Wer Gleichberechtigung einfordert muss sie auch leben.
Dieses Defizit merkt man sehr stark gerade in Sozialen Berufen. Wie viele Männer werden Grundschullehrer? Allein in Bayern haben wir eine sehr schlechte Quote. Von derzeit 956 Studierenden im Grund-schulwesen sind gerade mal 52 Männer. Bei den Lehrkräften ist es noch desaströser: Von den 27.455 Lehrkräften inklusive Fachlehrern sind 23.535 weiblich. Das macht einen Anteil von 86%.
Bisher sind laut dem Bayerischen Rundfunk nur 2,4 Prozent der Erzieher männlichen Geschlechts. Nur in den norddeutschen Stadtstaaten Hamburg und Bremen liegt die Männerquote bei neun Prozent. Grund könnten eine bessere Bezahlung und andere Zugangsmöglichkeiten für Akademiker sein.
Genauso sehen die Quoten bei Krankenpfleger oder gar Stewards aus. Auch ist die Anzahl der männlichen Sekretäre extrem gering wie auch die der Putzmänner. Und das obwohl der Sekretär bis ins letzte Jahrhundert sogar eine reine Männerdomäne war.
Betrachten wir uns einmal das Private: Es ist verschwindend gering, wie viele Väter im Scheidungsfall die Kinder zugesprochen bekommen. Auch wenn sie gleichwertige Lebensumstände präsentieren bekommt die Frau viel eher das Kind zugesprochen. Grund hierfür ist der gesellschaftliche Aspekt. Verkrustete alte Strukturen die trotz der beruflich-persönlichen Emanzipation fest verfahren blieben.
Und auch in der Welt des Fernsehens ist es nicht anders: Ob bei “Sturm der Liebe”, “Rote Rosen”, “Lena – Folge deinem Herzen” und wie die ganzen Telenovelas heißen sieht man nur ein Bild. Arme Frau verliebt sich in reichen Mann und kämpft sich über Umwege in sein Herz. Warum geht man nicht mal den umgekehrten Weg? Ein Mann aus sozial schwachen Verhältnissen könnte sich doch mal ein Pop-Sternchen angeln. Wäre mal was Neues. Und vielleicht auch notwendig für einen gesellschaftlichen Ansatz.
Denn ist es wichtig, dass wir lernen umzudenken. Männer und Frauen. Der Mann muss lernen die Rolle des alleinigen Ernährers aufzugeben. Er muss die gesellschaftliche Chance bekommen sich auch zeitweise für die Familie statt die Karriere zu entscheiden ohne im persönlichen Umfeld dafür bemittleidet zu werden.
Und die Frau? Für sie muss klar sein, wenn sie mehr verdienen kann als der Mann, dass es kein Problem sein muss ihm was abzugeben. Denn wichtig ist doch, dass es der Familie, der Beziehung und dem Miteinander hilft. Nur wenn wir dieses Umdenken begreifen haben wir die Chance auf mehr Kinder und weniger Single-Haushalte. Denn “Karriere statt Kind” wird nicht nur durch mehr KiTa-Plätze und Ganztagsbetreuung gelöst. Dazu gehört es auch, dass man dem Mann die Rolle auch zugesteht, in die er sich im Rahmen der Emanzipation eigentlich entwickeln soll:
Als liebevoller Partner und fürsorglicher Vater. Auch ohne das höhere Einkommen. Dafür aber mit der Bereitschaft sich für eine positive Beziehung eine Zeit beruflich zurück zu nehmen und sich handwerklich oder auch als Hausmann zu beweisen.
Deshalb ist mein Aufruf klar formuliert: Gleiche Löhne, gleiche Rechte und auch gleiche Pflichten für alle. Gleichberechtigung ist nicht nur die Sache der Frau. Vielmehr gehört hierfür auch der Mann dazu. Je eher wir das erkennen umso schneller können wir soziale, gesellschaftliche und auch familiäre Defizite besser beheben. Wir als Gesellschaft können dabei nur gewinnen.
Mirko Welsch ist Generalsekretär und Bundesgeschäftsführer der Partei “Bürgerlich Demokratischen Partei Deutschlands” (www.bdp-partei.de). Er lebt in Saarbrücken und arbeitet ab Dezember 2012 als selbständiger Eventmanager.