Mittelstand am Scheideweg

30.294 Firmenpleiten gab es im Jahre 2011. Für das 2012 haben bereits im Januar 2.321 Firmen Insolvenz angemeldet. Der Anteil an Dienstleistungsunternehmen liegt bei knapp über 50 Prozent.

Meldungen, die, wenn auch die Pleiten im letzten Jahr etwa 6 Prozent unterhalb des Vorjahres liegen, erschrecken. Insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen ist die Gefahr einer drohenden Insolvenz besonders hoch. Eine Situation, die sich schon vor einigen Jahren abgezeichnet hat. Die Margen mittelständischer Unternehmen sinken, Kosten steigen, frisches Geld für Investitionen gibt es kaum oder nur gegen hohe Sicherheiten. So bleibt vielen Unternehmern nur die Insolvenz mit fatalen Folgen: Beschäftigte werden arbeitslos und Verbindlichkeiten können nicht gezahlt werden, wobei weitere Unternehmen teilweise existenziell betroffen werden.

Ein entscheidender Aspekt bei den mittelständischen Insolvenzen ist das Abwandern der Kunden zu Billiganbietern und Internetversendern. Wenn das Geld der Käufer nicht mehr so locker sitzt, wird um jeden Euro gerungen. Discounter und Internetgeschäfte locken mit Null-Prozent-Finanzierungen und Preisen, die teilweise im Bereich des Einkaufspreises mittelständischer Unternehmen liegen. Der Anteil der Dienstleistungsunternehmen an den Gesamt-Firmenpleiten liegt bei rund 50 Prozent. Hier sind besonders Handwerksbetriebe betroffen. Immer mehr Verbraucher reparieren und bauen selbst. Oder wählen als Friseur jene Preisdumper, die einen Komplettschnitt für 7,50 Euro anbieten.

Viele alteingesessene Unternehmen, insbesondere die regionalen Geschäfte, also der kleine Elektro-Einzelhandel oder das Bekleidungsgeschäft an der Ecke, werden in absehbarer Zeit geschlossen werden. Der Markt wird sich auf bundesweite Discounter und Backabteilungen in den Supermärkten konzentrieren. Langfristig werden nur Unternehmer überleben, die das Tal durch Eigenkapital überbrücken können, also nicht auf laufende Gewinne angewiesen sind und denen es möglich ist, ohne Fremdkapital zu expandieren. Ladengeschäfte mit nur wenigen Quadratmetern Verkaufsfläche, einem kleinen Sortiment und herkömmlichen Öffnungszeiten sind chancenlos. Nach Ansicht von Experten wird der mittelständische Unternehmer Margen-Verfall nur durch Verkaufsmenge ausgleichen können.

Über Horst Schwabe

Jahrgang 1966, Realschule, Zweijährige Höhere Handelsschule, Zeitsoldat - Luftwaffe 1985 bis 1997, Studium Werbegrafik und Design, Verkaufsleiter 1998 bis 1999, Betriebsratsvorsitzender 1999 bis 2005, Geschäftsführer 2007 bis 2012, wohnhaft in Bremen, verheiratet, 2 Kinder
Dieser Beitrag wurde unter Wirtschaft veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>